MONTE-CARLO: Das Rheingold - Premiere 19. November 2013
Nummeriertes Programmheft
In einer an Feierlichkeit kaum zu überbietenden Gala im Forum Grimaldi am Strand von Monte-Carlo fand zu Ehren seiner Durchlaucht Fürst Albert II. von Monaco am Monegassischen Nationalfeiertag die Premiere des „Rheingold“ der Opéra de Monte-Carlo statt. Fürst Albert II. erlebte sie mit seiner Frau Charlene und seiner Schwester Caroline von Hannover in der Fürstenloge.
Rheinszene
Der Generaldirektor der Opéra de Monte-Carlo, Jean-Louis Grinda, inszenierte selbst und hielt sich eng an Wagners Regieanweisungen, womit er in den von Rudy Sabougni bisweilen sehr subtil und imaginativ wirkenden Bühnenbildern ebenso fantasievolle wie einnehmende Momente erreichte. Hier ging es einmal nicht um einen neuen Deutungsversuch, bzw. einen Neudeutungsversuch. Das Regieteam wollte ganz offensichtlich die Geschichte erzählen. Dabei sollte man auch bedenken, dass das monegassische Publikum nicht allzu oft mit „Ring“-Inszenierungen in Berührung kommt, wenn es zu diesem Zweck nicht weite Reisen auf sich nehmen will – abgesehen vom nahen Nizza, welches vor Jahren einmal eine „Walküre“ aus Toulouse zeigte.
Fasolt und Freia
Die dramaturgisch in diesem „Rheingold“ besonders effektvoll eingesetzte Lichtregie von Laurant Castaingt trug erheblich zur allgemein ansprechenden Optik bei. Schon zu den ersten Takten des Es-Dur Vorspiels wurde man von einem magischen, sich langsam nach oben öffnenden Lichtbogen verzaubert, der die Rheinszene in lichtem Grün mit den auf- und abschwebenden Rheintöchtern freigab, als fände das alles wirklich unter Wasser statt. Das war zwar konventionell, aber mit den modernen Mitteln der heutigen Theatertechnik raffiniert und ungemein suggestiv gemacht. Ähnliches Flair strahlte auch die Szene auf Bergeshöhen aus, zu der man mit geschickter theatralischer Suggestion aus dem Wasser regelrecht in höchste Höhen hinaufgeführt wurde und die schließlich auf der Wasseroberfläche des Rheins spielt („Falsch und feig, was dort oben sich freut…“). Hinter einem rechteckigen Gerüst, wohl noch die Bauphase der Burg andeutend, gewahrte man schemenhaft eine riesige Burg, ohne dass dies auch nur ansatzweise kitschig wirkte. Im Finale wurde ein riesiger Stahlbogen herunter gelassen, auf dem die Götter gemächlich – und man glaubt es kaum – auch in den Regenbogenfarben gen Walhall schreiten. Dazu bemühte Grinda immer wieder den ebenso alten wie bewährten Bühnennebel… Reizvoll war auch, wie über der Szene – „Das Rheingold“ spielt sich ja bekanntlich an einem einzigen Tag ab – langsam aber sicher die Sonne aufgeht.
Die Götter wanken...
Das durchwegs gefällige Bühnenbild mit seinen zeitweise faszinierenden Verwandlungen bei ständig offenem Vorhang hätte dramaturgisch allerdings weitaus intensiver gewirkt, wenn Grinda mehr Wert auf eine intensivere Personenregie gelegt hätte. Hier haperte es. Bisweilen musste man gar Rampensingen ertragen. Sicher ließe sich hiermit das Geschehen auf der Bühne noch erheblich intensivieren. Zuviel Statik schadet sogar auch dem an sich äußerst lebhaften „Rheingold“. Das übertriebene Gegacker der Rheintöchter war jedenfalls keine Alternative. Auch die Goldgewinnung Alberichs lief zu unspektakulär ab – es fehlte einfach der letzte Biss! Und seine Verwandlungskünste hielten sich auch in engen Grenzen. Dafür waren die eleganten und akzentuiert auf Noblesse gestylten sowie absolut geschmacksicheren Kostüme von Jorge Jara ein Blickpunkt der Produktion.
Nibelheim
Egils Silins sang einen klangvollen Wotan, und es scheint, als habe sein edler Bassbariton bei weiterhin sehr guter Höhe etwas an Tiefe gewonnen. Sicher zählt er mittlerweile zu den besten Rollenvertretern des Wotan und Wanderer. Aber auch bei ihm hätte etwas mehr Engagement im Spiel gut getan. Andreas Conrad sang mit seinem kernigen, sicher geführten Tenor einen agilen Loge. Rodolphe Briand war ein ausgezeichneter Mime mit Charakterfach-Qualität und bester Diktion. Ganz hervorragend sang Elzbieta Ardam die Erda mit dramatischem Aplomb und bester Diktion – eine wirklich große Stimme! Sogar der Froh war mit William Joyner einmal bestens besetzt. Und die Weimarer Sieglinde sowie Salome von Monte-Carlo und Genf, Nicola Beller Carbone, war ganz sicher eine Luxusbesetzung für die Freia. Auch der Fafner von Stehen Humes konnte mit seinem hellen Bass gefallen. Der Donner von Trevor Scheunemann blieb unauffällig. Die drei Rheintöchter Eleonore Marguerre (Woglinde), Linda Sommerhage (Wellgunde) und Stine Maria Fischer (Flosshilde) sangen zwar etwas hell, aber dennoch ansprechend.
Wotan mit dem Ring...
Auf der Schattenseite des Sängerensembles standen die Fricka von Natascha Petrinsky, früher immer eine gute Flosshilde, hier aber mit einem unüberhörbaren Vibrato. Peter Sidhom war ein immer wieder zu stark deklamierender Alberich, konnte such aber im 3. Bild vokal besser präsentieren. Zum Ende seines Fluches auf den Ring ließ Grinda ihn sich in ultimativer Verzweiflung das Gesicht aufschneiden – ein dramatischer Abgang, der jedoch nicht ganz in die allgemeine Ästhetik passte. Der Fasolt von Frode Olsen, seines Zeichens immerhin einmal Wotan, klang rau und farblos, bei zu wenig Resonanz.
Fricka 4. Bild
Gianluigi Gelmetti konnte mit dem Philharmonischen Orchester von Monte-Carlo, welches über keine große Wagner-Erfahrung verfügt, ein beachtliches musikalisches Ergebnis erzielen. Es entstand im weiten Graben des Grimaldi-Forums ein weitgehend homogenes und in den entsprechenden Szenen auch subtiles Klangbild. Es ist zu hoffen, dass der neue monegassische „Ring“ weiter geführt wird.
Fotos: Opéra de Monte-Carlo
1. Foto: Klaus Billand
Klaus Billand